Die Generationenlüge

Gemeinsam sind wir stark. Die Spaltung der Generationen ist extrem schädlich!
Bild von DALL-E generiert und von mir verändert

Es ist ein beliebtes und omnipräsentes Thema in den Medien und in der Politik:

Die angeblichen Unterschiede zwischen den Generationen. Wissenschaftler arbeiten mit enormem Fleiß heraus, wie groß und scheinbar unüberbrückbar doch die Unterschiede zwischen den Generationen sind.

Letzte Woche habe ich an einem Onlineseminar zum Thema „NewWork“ teilgenommen und die Dozentin hat die Einteilung in Generationen mit großer Leidenschaft vertreten:

  • Babyboomer: Leben um zu arbeiten. Konservativ, spießig und Digitaldummies.
  • Generation X: Arbeiten um zu leben. Zynisch, unpolitisch und Digital untalentiert.
  • Generation Y: Arbeit und Leben verbinden. Idealistisch, kreativ und Digital versiert.
  • Generation Z: Hier ist die Arbeit, da mein Leben. Divers, unmotiviert und in die digitale Welt hineingeboren.

Doch stimmt diese Einteilung überhaupt?

Sind wir wirklich so verschieden, je nachdem, in welchem Jahrzehnt wir geboren wurden? Oder handelt es sich dabei um eine künstliche Konstruktion, die sehr viel schadet, aber gar nichts nützt?

Es sind doch die Lebensumstände, die auch unsere Einstellung zur Arbeit bestimmen. Für folgendes Beispiel muss ich mich outen: Ich gehöre der Generation X an:

Einer meiner besten Freunde ist promovierter Chemiker, hat also den höchsten Bildungsgrad, den man überhaupt haben kann. In der damaligen Arbeitswelt war die Lage so, dass er 70 (in Worten: Siebzig) Bewerbungen schreiben musste, bis er eine Anstellung fand, und die war 800 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Er verließ seine Heimat nicht, weil er Arbeiten so großartig fand. Er musste sie verlassen, weil er sonst keine Möglichkeit gehabt hätte in seinem Beruf zu arbeiten!

Man lernte nicht zwangsläufig den Beruf, den man lernen wollte, sondern den, für den man eine Ausbildungsstelle bekommen konnte.

Im Gegensatz dazu buhlen heute die Firmen schon in der Schule um die Absolventen. Die jungen Leute können es sich aussuchen, was sie machen wollen. Sie haben alle Möglichkeiten. Bewerbungen schreiben? Das sind doch veraltete Konzepte der Babyboomer und Generation X Oldies.

Ich bin mir zu 100% sicher:

Wäre zu den Zeiten als Babyboomer und Generation X Angehörige Ausbildungs- und Arbeitsstellen suchten, die Arbeitsmarktsituation so gewesen wie heute, dann wären die mit dem Thema Arbeit genau so cool umgegangen wie heute die Generation Z.

Im Business Insider habe ich zu diesem Thema ein interessantes Interview mit dem Soziologen Martin Schröder entdeckt.
Er hat in einer aktuellen Studie über 500.000 Einzeldaten von mehr als 70.000 Umfrageteilnehmern ausgewertet. Sein Ergebnis: Es gibt in der Bundesrepublik keine Generationen, die sich in ihren Einstellungen voneinander unterscheiden. Die vermeintlichen Generationeneffekte sind eher mit Alters- und Periodenveränderungen zu erklären. Das heißt, dass wir uns im Laufe unseres Lebens verändern, je nachdem, welche Erfahrungen wir machen und welche Herausforderungen wir bewältigen müssen. Außerdem spielen die gesellschaftlichen und historischen Umstände eine Rolle, die uns prägen.

Das bedeutet, dass wir nicht in Schubladen gesteckt werden können, nur weil wir in einem bestimmten Jahr geboren wurden. Ich möchte sogar so weit gehen, dass dieses Schubladendenken Menschenverachtend ist und auf einem Niveau mit Sexismus und Fremdenfeindlichket steht.

Wir sind individuelle Menschen, die sich ständig weiterentwickeln und anpassen.

Wir haben unterschiedliche Interessen, Werte und Ziele, die nicht von unserem Geburtsjahr abhängen. Wir haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, die uns verbinden und nicht trennen.
Ich finde, dass diese Erkenntnis sehr wichtig ist, vor allem in einer Zeit, in der die Spaltung der Gesellschaft immer größer wird. Wir sollten nicht auf diese Vorurteile hören, die uns voneinander entfremden wollen. Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern miteinander ins Gespräch kommen. Wir sollten nicht die Schuld für die Probleme, die wir haben, auf andere Generationen schieben, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir alle in einem Boot sitzen und dass wir alle das Beste für uns und unsere Zukunft wollen.


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